Der Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg e.V. hat eine lange Tradition und ist der zweitälteste Regionalverband in Deutschland.

Zur Gründungsversammlung traf man sich am 22. Dezember 1925 im Bergedorfer Gasthof "Zur Sonne". Zu den Gründungsmitgliedern gehören die heute noch aktiven Reit- und Fahrvereine Billwerder, Vierlanden und Kirchwärder. Ebenso der Hamburger Schleppjagd-Verein, mit seinem Vorsitzenden, Hauptmann a.D. Georg „Master Sko“ Skowronski, der diesen Zusammenschluss aller Hamburger Reit- und Fahrvereine erreichte. Von großer Bedeutung war hierbei, dass der Verband der Reit- und Fahrvereine der Vier- und Marschlande, später "Verband der Reit- und Fahrvereine im Hamburger Landgebiet", bereits eine Spitzenorganisation der Reiterei in Hamburg darstellte.

Weitere Gründungsmitglieder waren: Der Verband der Reit- und Fahrvereine im Hamburger Landgebiet, die Vereine Kirchwärder, Allermöhe, Reitbrook, Moorfleet, Billwerder, Ochsenwerder, Spadenland, Tatenberg, Vierlanden; der Reiterverband „von Mackensen“ in Hasloh, der Reit- und Fahrverein im Alstertal, der Reiterverein Niendorf sowie der Pferdezuchtverein der Hamburger Marschlande.

Dieser neue Verband wurde im Jahre 1927 in das hamburgische Vereinsregister eingetragen. 1. Vorsitzender wurde Reichskanzler a.D. Geheimrat Dr. Cuno, der als Vorstandsvorsitzender der HAPAG über weitreichende geschäftliche Beziehungen verfügte, die er zum Wohle des aufblühenden Hamburger Reitsports nutzte.
 
Die Gründungssatzung legte in § 3 die politische Neutralität fest. Jedoch war jenes Statut im Jahre 1933 nicht mehr einzuhalten. Deshalb kam es am 19. März 1936 zum Auflösungsbeschluß. Nicht mehr die großartige Idee des Gustav Rau war Grundlage einer reiterlichen Organisation, nicht mehr der "Dienst am Pferde" Satzungsinhalt; vielmehr herrschten ab diesem Zeitpunkt politische, nationalsozialistische Tendenzen vor.

1945 lag die Hansestadt in Trümmern, doch kaum 24 Monate später fand das erste offizielle Nachkriegsturnier in Stillhorn statt. Es ging wieder aufwärts! Vor allem durch die ländlichen Reiter, die sich nach der Feldarbeit mit ihren Gespannen in kleinen Gruppen zum Reitunterricht zusammenfanden.

Kein Geringerer als Karl Anton Freiherr von Langen war es, der sich zur Verfügung stellte, um den Landesverband Hamburg neu zu gründen. Trotz Besatzungsmacht erweckte er den Verband 1948, zusammen mit Claus Witt, erneut zum Leben. Im Jahr 1950 übernahm der Landwirt und Züchter Hans Schwartau den Vorsitz; der Pferdesport begann sich zu regen, die Derbys wurden wieder aufgenommen, die Vereine veranstalteten Turniere, Jagdritte und Ringreiterwettbewerbe:

-1949 richtet Dr. Kober das erste Nachkriegs-Springderby - wieder in Flottbek - aus. Das Fahrderby ist seit 1950 und das Dressurderby seit 1955 fester Bestandteil dieser Veranstaltung auf dem traditionsreichen Platz in Hamburg Klein Flottbek.

-Auch die beliebten ländlichen Turniere blühen wieder auf, Veranstalter wie Billwerder, Francop, Curslack, Kichwärder, Neuenfelde - um nur einige zu nennen - erreichen große Nennungsergebnisse.

-Der Harburger Reitverein richtet seit Ende der fünfziger Jahre erfolgreiche Vielseitigkeitsturniere aus, bei denen sich die deutsche Vielseitigkeits-Elite ein Stelldichein gibt.

-Der Hamburger Schleppjagd-Verein jagt bereits seit 1948 wieder hinter seiner Foxhound-Meute, wie sich das Jagdreiten generell in allen Hamburger Vereinen größter Beliebtheit erfreut.

-1953 findet die erste inoffizielle Deutsche Hochschul- meisterschaft statt.

-Der Hamburger Polo-Club ist wieder aktiv, hat aber bei seinen Turnieren zunächst nur wenig Chancen gegen die vorzüglich spielenden englischen Offiziersmannschaften; dies ändert sich erst, als Freiherr von Malzahn Poloponys aus Argentinien importiert und dadurch das Hamburger Team stärkt. Somit wird an eine lange Tradition dieses Sportes angeknüpft, da es ausschließlich die Mitglieder des Hamburger Polo-Clubs waren, die bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die deutsche Nationalmannschaft bildeten.

Nach Überzeugungsarbeit durch Eberhard Fellmer und Landwirtschaftsrat Joachim Rutzen stiftet 1966 der Präsident der Behörde für Landwirtschaft und Forsten, Senator Eckström, eine Landestandarte für die Hamburger Reiter. Als Sieger des ersten Hamburger Landesstandarten-Wettkampfes ging die Mannschaft des Reit- und Fahrvereins Wilhelmsburg-Kirchdorf hervor. Bereits kurz nach dem Krieg werden Hamburger Meisterschaften und Championate der Senioren und Junioren in allen Disziplinen wieder ausgetragen; seit 1972 in Dressur und Springen und seit 1975 auch in der Vielseitigkeit und im Fahren gemeinsam mit dem Nachbarverband in Schleswig-Holstein, zu dem die Hamburger ein herzliches Verhältnis unterhalten.

1969 wird Eberhard Fellmer zum 1.Vorsitzenden des Landesverbandes gewählt und hält dieses Amt über drei Jahrzehnte - bis 2002 – inne. Fellmer wandelte mit viel Engagement den traditionellen Verband zu einem modernen Sportverband. Zu seinem Nachfolger wurde 2002 der Landwirt und Züchter Franz Peter Bockholt gewählt. Als Inhaber des goldenen Reitabzeichens, Turnierrichter und durch die Gründung des Reitvereins Rehagen ist er auch seit langer Zeit fest im Pferdesport verwurzelt.

Dem Pferdesport in der Hansestadt Hamburg stehen heute drei Rennbahnen, zwei Gestüte, ca. 50 Reithallen, über 70 Reit- und Fahrvereine und ein immerhin 120 Kilometer langes Reitwegenetz zur Verfügung. Hamburg ist nicht nur Tor zur Welt, Knotenpunkt der Verkehrsströme, Drehscheibe des Welthandels, deutsche Medienhauptstadt und internationaler Messeschauplatz sondern auch eine Stadt der Pferde und des Pferdesports.

Mit so renommierten Veranstaltungen wie dem Deutschen Dressur- und Springderby, dem Deutschen Galoppderby, bedeutenden Trabrennveranstaltungen und der Ausstellung Hansepferd finden in Hamburg auch heute hippologische Spitzenereignisse von internationalem Rang statt. In den Reit- und Fahrvereinen der Hansestadt sind über 8.500 Pferdesportler organisiert und auf hamburgischem Boden werden rund 4.000 Pferde gehalten.
 
Es sei an dieser Stelle erlaubt, den - naturgemäß bruchstückhaften - kurzen Rückblick auf die Geschichte des Landesverbandes der Reit- und Fahrvereine Hamburg e.V. mit einem vielsagenden Zitat aus einem Brief zu beenden, den der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Dieter Graf Landsberg-Velen, anläßlich einer persönlichen Gratulation schrieb: "Der Hamburger Verband zählt aufgrund seiner sportlichen Erfolge sowie vielfältigen organisatorischen Initiativen zu den aktivsten Landesverbänden der FN. Hierfür sei allen Mitbeteiligten, Mitverantwortlichen und Mitverdiensttragenden aufrichtig gedankt. Mögen die kommenden Jahre Verband, Roß und Reiter auf gleichem Wege sehen."

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